Auch diese Ausstellung habe ich mit den Frauen vom Klub besucht. Wir haben an einer Führung teilgenommen, die ganz offensichtlich, wie die Ausstellung selbst auch, von einem Historiker erarbeitet worden ist.
Piraten werden heute verherrlicht. Es gibt ein extrem romantisches Bild von ihnen, das dank des Films und der Literatur entstanden ist. Die Vorstellungen, wie ein Pirat aussieht und was er tut, entsprechen jedoch nicht ganz der Realität. Im Archivo General de Indias in Sevilla ist noch bis zum Mai diesen Jahres eine Ausstellung mit dem Titel:
MARE CLAUSUM – MARE LIBRUM. LA PIRATERÍA EN LA AMÉRICA ESPAÑOLA.
Diese Ausstellung ist sehr gut, lehrreich und professionell gestaltet. Es werden täglich Führungen angeboten, die sehr gut gemacht sind. Es gibt zwar viel zu lesen, aber durch den dokumentarischen Charakter und zahlreiche Karten und Abbildungen wird die Information in mundgerechten Happen gereicht.
Zunächst wird die Entstehung von Piraterie erklärt und in den Kontext des spanischen Imperialismus des 15. Jahrhunderts gestellt. Nach der Entdeckung Amerikas wurde die Welt durch einen Linealstrich auf der Karte aufgeteilt. Fortan hatten die Spanier und Portugiesen das Vorrecht Amerika zu erobern und von dem Kontinent zu profitieren. Die Aufteilung der Welt durch den Papst empfanden viele als ungerecht. Besonders Frankreich sah in den Nachrichten über die Reichtümer der neuen Welt eine Aufforderung für seinen Anteil zu kämpfen.
Französische Piraten begannen ihren Kampf im ausklingenden 15. Jahrhundert, während englische Piraten erst ein Jahrhundert später ins Geschehen eingriffen. Während drei Jahrhunderten kämpfte Spanien gegen Angriffe verschiedenster Piraten.
Viele Schiffe segelten unter der Flagge Englands oder Frankreich. Man darf sich diese Auseinandersetzungen nicht als persönlich vorstellen, es handelte sich um politische Machtkämpfe. Die sogenannten Piraten kämpften im Namen oder mit Unterstützung der Regierungen und Armeen der beteiligten Länder. Ziel war es die Herrschaft über Territorium zu erlangen. Alle europäischen Länder kämpften um die Weltherrschaft, sie wollten ihren imperialen Anspruch durchsetzen.
Piraterie ist folglich ein Aspekt des Imperialismus und somit Militärgeschichte. In der Zeit der Piraterie haben sich die Seefahrt und vor allem die Marine enorm weiterentwickelt. Ob jemand ein Pirat, ein Freiheitskämpfer ist, entscheidet seine Position zur machthabenden Elite. Piraterie ist nicht nur ein amerikanisches Phänomen, sondern immer und überall gegenwärtig. Namen und Sichtweisen wechseln, es kommt eben auf die Perspektive und dementsprechend auf die Darstellung an.
Gold und Silber waren sicher auch gefragt, aber die Schätze und Reichtümer, die in den bekannten Filmen und Büchern beschrieben werden, sind ehr symbolisch zu verstehen. Das soll nicht heißen, dass es keine persönliche Bereicherung gegeben hat, dass keine Schätze versteckt wurden, dass keine Reichtümer angehäuft und verloren wurden, das gab es auch. Genauso wie es die Banditen, Freiheitskämpfer, Idealisten und andere Exoten unter den Piraten gab.
Im Indienarchiv werden Dokumente gesammelt, die mit dem spanischen Kolonialreich in Verbindung zu bringen sind. Es befinden sich kostbare Originaldokumente im Archiv wie zum Beispiel die päpstliche Bulle Inter Caetra von Papst Alexander VI., welche die Welt zwischen Spanien und Portugal aufteilte und die Kopie des Bordbuches von Kolumbus, die Bartomolé de las Casas anfertigte. Ein Besuch lohnt sich und es gibt ständig wechselnde Ausstellungen zu bewundern.