Homöopathische Medikamente haben wir nicht, haben wir doch. Ich habe die Nase voll. Im wahrsten Sinne des Wortes. Na gut, es ist ne Erkältung mit Husten und verstopfter Nase.
Ich habe, wie gesagt, die Nase voll. Mein Kopf, mein Hals und mein Körper schmerzen. Nachdem ich eine schreckliche Nacht verbracht habe, weiß ich, nun muss Schluss damit sein, ich muss etwas ändern. Als erstes bin ich in die nächstgelegene Apotheke gegangen, um mir ein homöopathisches Medikament gehen die Erkältung zu kaufen.
Hinter der Theke stehen drei Apotheker, eine Frau umrahmt von zwei Männern. Sie sollen mir helfen können: „Fragen sie ihren Arzt oder Apotheker!“ Alle drei haben mich verstört angeguckt, es war ein Schock… soviel steht fest. Nach einer Weile will der eine mir das Übliche also Frenadol andrehen. Aber dann fällt seinem Kollegen ein, dass sie ein homöopathisches Medikament haben. Sie legen es vor mich, damit ich es mir angucken kann. Dann wird der hilfreiche Kollege von einem Freund zum Tratschen hinauszitiert. In der Zwischenzeit gucke ich mit die Inhaltsstoffe an und ja, das ist ein passendes Medikament. Jetzt möchte ich aber noch etwas gegen Kopfschmerzen, aber bitte kein Aspirin. Die nächste Challange beginnt. Was kann man mir anbieten? Paracetamol. Nun gut, ich weiß selber nichts besseres, also nehme ich es. Der Kollege kommt von seinem Gespräch zurück, er entschuldigt sich sogar für seine Abwesenheit. Die Kollegin, hat in der ganzen Zeit kein Wort gesagt, sondern stumm lächelnd den Hintergrund bewacht.
Eigentlich müssten oder besser sollten sie sich alle drei entschuldigen. Denn das Hauptproblem ist nicht schlechter oder mangelnder Service, sondern viel schlimmer mangelndes Wissen. Sie haben schlicht keine Ahnung weder von Homöopathie noch von traditioneller Medizin. Ihre Empfehlung ist das, was die Fernsehwerbung vom Vorabend verkündet hat – Frenadol. Sie haben keine Ahnung und sie sollen mich beraten? Nein, danke. Denn sie vermuten nur, dass das vorgeschlagene Medikament etwas sein könnte. Das geben sie dafür unverhohlen zu. Na, dann fragen sie doch ihren Arzt oder Apotheker.
Eine der aktuellen Autowerbungen ist an Woody Alans Großstadtneurotiker angelehnt. Ein wieder aufgelegtes Automodell der 1970’er Jahre, das in damals futuristischer Umgebung Teil des Spieles ist. Das Spiel, ist Glücksspiel. Es handelt sich um einen Spielautomaten, in dem Bälle durch die Gegend geschossen werden mit dem Ziel den Ball in das höchstdotierte Loch zu befördern, das Auto ist einer der Punkte, die den Ball spielen. Die Landschaft hat nichts Natürliches mehr an sich, sie ist artifiziell und steril, aus weißem Plastik geformt. Wovor fürchtet sich ein Mensch, der die Existenz der Natur derart strikt verweigert. Es gab schließlich auch Zeiten, in denen bewusst versucht worden ist die Natur nachzuahmen (eigentlich fast immer). Hier passiert jedoch das Gegenteil sie wird negiert, wieso? Ist die Antwort übersteigerter Wissenschaft- und Fortschrittsglaube oder liegt die Antwort in dem Terminus „Großstadtneurotiker“ verborgen?
Ich jedenfalls habe jeden einzelnen Inhaltsstoff des homöopathischen Medikamentes geprüft. Es ist das, was ich wollte. Jetzt muss ich noch die Ursache bekämpfen, denn nur gegen die Symptome vorzugehen das bringt nichts. Also, bleiben Sie gesund. Das ist das Ziel.