Homeoffice – Schutz vor Burnout (3)

Nachdem nun einige der möglichen Probleme gezeigt und benannt worden sind, ist es an der Zeit über mögliche Lösungen nachzudenken. Ein Ansatz, über den jetzt und hier laut nachgedacht werdend soll, bieten Mitgefühl und Erlaubnis. 

Haben Sie sich in einer oder mehreren der beschriebenen Antriebskräfte wiedererkannt? Dann haben Sie bereits die wichtigste Grundlage geschaffen, um sich aus den Klauen dieser Kraft zu befreien. 

Der nächste Schritt muss sein, dass Sie nun darauf achten, wie sich Ihr Antriebskraft im Alltag äußert und Sie beeinflusst. So können Sie einschätzen, in welchen Situationen Sie sich über diese Triebkraft freuen und in welchen sie Sie eher auslaugt. Es ist wichtig zu erkennen, welche Vorteile Ihnen ein bestimmter Antreiber bereits gebracht hat und welche Fähigkeiten Sie aufgrund dessen entwickelt haben: Vielleicht sind Sie dank Ihrer „Sei perfekt!“-Antriebskraft eine grandiose Lektorin oder können sich wegen Ihrer „Sei gefällig!“-Orientierung wunderbar im sozialen Beruf in Menschen einfühlen. Richten Sie dann einen mitfühlenden Blick auf den Teil Ihrer Antriebskraft, die Ihnen Nachteile bringt und Sie sich erschöpft fühlen lässt. Erkennen Sie Vorteile und Nachteile, benennen Sie diese klar und deutlich. 

Befreien sich von der zu straken Wirkung Ihrer Antriebskräfte, indem Sie sich selbst gegenüber innerlich Erlaubnisse aussprechen. So können Sie den Druck zu einem bestimmten Verhalten abmildern und Sie spüren deutlich, dass Sie frei wählen können. Wählen Sie die Formulierungen für Ihre Triebkraft entsprechend diplomatisch. Üben Sie Ihre neue Haltung gegenüber Ihren Antriebskräften ein, indem Sie förderliche Glaubenssätze verinnerlichen. Sie können diese als Smartphone-Wallpaper einstellen oder sie sich mit Post-Its an eine Stelle hängen, auf die Ihr Blick häufig fällt. Hier ein paar Beispiele für mögliche Glaubenssätze für jede Antriebskraft: 

„Sei perfekt!“:  „Aus Fehlern kann ich lernen.“ „Gut ist gut genug.“

„Sei stark!“: „Schwäche zu zeigen macht sympathisch.“ „Gefühle sind etwas Schönes.“

„Sei gefällig!“: „Meine Bedürfnisse sind genauso wichtig wie die der anderen.“

„Streng dich an!“: „Das Leben ist einfach.“ 

„Beeil dich!“: „Es ist genügend Zeit da.“ „Pausen und Erholung sind auch wichtig.“

Noch einmal kurz zusammengefasst, unsere inneren Antriebskräfte üben einen sehr starken Einfluss darauf aus, wie wir unser Leben gestalten. Das heißt es ist entscheidend, als Selbstfürsorge Bewusstsein über diese verinnerlichten Muster zu gewinnen und ihnen nicht komplett zum Opfer zu fallen. Wir können einen Großteil an Stress und Erschöpfung vermeiden und die Gefahr eines Burnouts gezielt abwenden. Es ist uns selbst möglich besser mit unseren Ressourcen zu haushalten und selbstbestimmt in jeder Situation frei wählen, wie wir uns verhalten möchten. Tun Sie es! Wer Hilfe sucht, wird sie finden. 

Homeoffice – Schutz vor Burnout (2)

Problematisches Verhalten aufgrund von Antriebskräften

Nachdem wir wissen, dass wir nur auf das, was uns bekannt und bewusst ist, gezielt Einfluss nehmen können. Sollen im Folgenden Antriebskräfte thematisiert werden. Oft heißt es, sei perfekt, sei stark, sei gefällig, streng dich an, beeil dich… 

Das mag alles auf den ersten Blick stimmen, aber man sollte diese Leitsätze nicht absolut setzen. Menschen, die perfekt sein wollen, rechtfertigen sich oft unnötig, sehen nichts als gut genug an und suchen ständig nach Verbesserungspotential. Was aber schwerer wiegt, sie glauben oft, dass sie nicht um ihrer selbst Willen geliebt werden könnten, sondern nur wegen perfekter Taten Anerkennung und Wohlwollen erzielen. Gute Leistungen sind natürlich erstrebenswert, ein hoher Anspruch an sein Tun genauso, aber ist das immer verhältnismäßig? Oft bedeutet Perfektionismus, dass die Arbeit oft länger dauert. Außerdem ist eine Entscheidung für sie immer ein Ergebnis, also das Ende von etwas ist und nie der Anfang. Sie können eher schlecht mit Kritik umgehen und nehmen diese häufig persönlich. Sie sehen Ihre Ängste bestätigt. Es fällt ihnen schwer, sich zu entspannen. Das Gefühl, nie gut genug zu sein, belastet sie. 

Menschen, die dem Leitsatz „sei stark“ folgen, versuchen immer und auf alles mit Stärke zu reagieren. Um Schwäche zu vermeiden wahren sie Distanz und wirken auf ihr Gegenüber als ob sie permanent eine Rüstung trügen. Unabhängigkeit und Kontrolle wollen diese Menschen stets bewahren und sich nicht durch Angewiesenheit auf andere verletzlich machen. Natürlich hat das Vorteile, diese Menschen haben oft auch in Krisen und Notlagen ein großes Leistungsvermögen und Durchhaltevermögen. Aber sie tendieren oft auch Einzelgängertum, Verschlossenheit und lassen Gefühle nicht zu, was natürlich nur bedingt funktioniert. Sie sollten mehr auf das Wert legen, was ihnen wirklich guttut. 

Diejenigen, die gefällig sein möchten, versuchen oft es allen recht zu machen. Das geht fraglos nicht ohne Konflikte. Die Person wird viel lächeln und zustimmend nicken, vielleicht den Kopf leicht schief legen, um möglichst wenig bedrohlich zu wirken, und sich erkundigen, ob sie ihrem Gegenüber etwas Gutes tun kann. Die Triebkraft dahinter ist Unsicherheit. Die Person sucht Bestätigung. Wer nach dem Gefälligkeitsprinzip folgt, hat oft sensible soziale Antennen und kann unausgesprochene Stimmungen und Zwischentöne in Beziehungen und Gruppen wahrnehmen. Auf Harmonie und Konfliktbewältigung bedacht, können gefällige Menschen gut und diplomatisch Streits schlichten und zwischen verschiedenen Lagern vermitteln. Das hat natürlich auch Nachteile, durch die Orientierung an den Bedürfnissen anderer Menschen können diese Menschen schlecht für ihre eigene Bedürfnisbefriedigung sorgen, nein sagen oder sich abgrenzen. Sie schützen sich selbst zu wenig. Doch Konflikte sind wichtig und können unheimlich konstruktiv sein. 

Streng dich an, das ist ein Leitsatz., dem viele Menschen folgen, solange das nicht zu Druck führt, ist das auch ok. Doch wer sich nur dann wertvoll empfindet, wenn er sich sehr bemüht und anstrengt, gerät durch das Ständige ich muss unter Druck. Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen sind sicher von Vorteil, Menschen, die auch gerne mal Verantwortung übernehmen und verlässlich sind, werden immer gesucht. Sie tendieren jedoch auch dazu sich zu viel aufladen und sich so verzetteln. 

Die Antriebskraft, beeil dich. Wer gelernt hat, immer schnell sein zu müssen, wirkt oft hektisch und getrieben. Schon beim Reden vermitteln sie den Eindruck, es bestehe Zeitnot und Informationen müssen hastig ausgetauscht werden. Beeil dich! Menschen sind tatsächlich sehr produktiv und setzen in kürzester Zeit viele Dinge um. Sie sind gut in Multitasking und finden in komplexen Situationen mit schnellem Handlungsbedarf zügig eine Lösung und haben ein gutes Zeitgefühl. Das macht sie im Umkehrschluss aber auch ungeduldig, das wirkt auf ihr Umfeld anstrengend und stressig. Ergebnisse liegen zwar zügig vor, entsprechen aber nicht unbedingt der bestmöglichen Version. 

Es ist nicht einfach und Lösungen sind nicht immer gleich parat. 

Homeoffice – Schutz vor Burnout (1)

Was als Prävention und zum eigenen Schutz dienen soll, kann viele Angestellte krank machen. Wie können Sie einer Erschöpfungskrise beispielsweise vorbeugen und erfolgreich dagegenhalten? Ein wichtiger erster Schritt ist es seine eigenen Verhaltensmuster zu erkennen. Jeder Mensch folgt unbewusst inneren Verhaltensmustern, die auch Antreiber genannte werden. Diese treiben uns an, das ist an sich nicht schlecht, aber sie können sich gegen uns wenden, beispielsweise dann, wenn wir uns zu unflexibel an diese Leitgedanken halten, dann können wir uns damit in eine Erschöpfungskrise oder den Burnout navigieren. Im Folgenden wird zunächst ihr Ursprung erläutert, dann die Probleme mit ihnen, um daraufhin einen Ausweg aus der Spirale zu zeigen. 

Der Psychologe Eric Berne hat die psychologische Theorie zu den inneren Antreibern konzipiert. Er sieht ihren Ursprung in Erfahrungen der Kindheit. Wiederholte Erfahrungen mit entsprechenden emotionalen Reaktionen und deren Interpretation lassen uns zur Überzeugung kommen: Ich bin in Ordnung und liebenswert, wenn ich diese oder jene Eigenschaften habe, zum Beispiel perfekt, stark, gefällig und schnell bin oder, wenn ich mich anstrenge. Daraus bildet sich ein Aspekt von unserem Ich-Verständnis, also unserer Identität. Wir ermahnen uns dann immer so zu sein und zu handeln, um den Erwartungen zu entsprechen. 

So weit so gut und einfach, aber dazu werden wir von unseren Bezugspersonen beeinflusst und dazu spiegeln wir deren Wertvorstellungen. Das hat zur Folge, dass eine Person, die bei der kleinsten Abweichung Kritik erfährt, formen den Wahlspruch: Sei perfekt! Wer immer angetrieben wird, um keine Chance zu verpassen wird sich immer sagen: Beeil dich! Entscheidend ist hier jedoch, dass bei einem Menschen mehrere Antreiber ähnlich stark ausgeprägt sein können, wie auch einer oder zwei die Persönlichkeit dominieren können. 

Problematisch ist, dass diese Antreiber ein Verhalten triggern, das Vorteile oder auch eine Belohnung mit sich bringt. Die Absicht von Eltern und Bezugspersonen sind sicher positiv, sie möchten uns zu erfolgreichen und selbstständigen Personen machen, wir sollen jede Situation zu meistern lernen. Aber zu viel ist problematisch, es heißt zwar oft: Viel hilft viel. Doch in der Übertreibung wird unser innerer Antreiber im Autopiloten schließlich zur echten Burnout-Gefahr. 

Ein Beispiel, ein Mensch, der immer gefällig ist und hilft, kann an seine Grenze gelangen und sich verausgaben, um es dem Gegenüber recht zu machen. Mögliche Folgen können absolute Erschöpfung der eigenen Ressourcen oder ständige Schuldgefühle sein, weil man vermeintlich nie genug tut. Das ist eine Gefahr. Die betroffene Person muss den Mut aufbringen, ihre eigenen Bedürfnisse und Meinungen selbst wahrzunehmen und dann gegenüber anderen zu formulieren oder einzufordern. 

Damit wären wir auch beim Thema, wie man die Negativspirale unterbricht. Automatisch ablaufende Muster unterbrich man dadurch, dass man sie sich als erstes bewusst macht. Auch bei unseren Antreibern gilt wie bei allen Themen der Persönlichkeitsentwicklung: Nur auf das, was uns bekannt und bewusst ist, können wir gezielt Einfluss nehmen und uns selbst führen.