Beauty und bildliche Darstellung boomen, trotz Abgeschiedenheit und Social Distanzing. Es stimmt sicher, dass schon vor der Corona-Pandemie Selfies einen großen Stellenwert hatten, zusätzlich sehen sich jetzt viele Menschen bei der Videokonferenz selbst. Sie beobachten sich und kontrollieren, wie sie gesehen werden. Das Ergebnis zeigt sich in gezielter Präsentation und Performance. Die Videokonferenz wie auch der Videochat werden so zu einem Film, bei dem wir selbst Regie führen.
Die Darstellung beginnt mit einem perfekten Styling, Frisur, Make-up und Kleidung werden ihrer Wirkung entsprechend ausgewählt. Der Hintergrund wird entsprechen der persönlichen Ideen und Wirkungsabsicht gestaltet, dank Potemkin und den berühmten Potemkinschen Dörfern, wissen wir, wie wir unsere Bühne gestalten. Unser Auftreten, also Bewegungen, Stimme und so viele weitere Kleinigkeiten, werden so gut es geht ebenfalls inszeniert. Auf diese Art und Weise wird eine online Realität geschaffen.
Ziel ist es dem Kontrollverlust durch extreme Kontrolle des Kontrollierbaren zu entgegnen. Wenn also am Anfang der Corona-Pandemie eine allgemeine Verwahrlosung zu bemerken war, übernimmt jetzt die Kontrolle. Wir kontrollieren uns, unsere Körper und seine Darstellung in Bild und Film. Das führt zu kuriosen Auswüchsen. Wenn zunächst alle zugenommen haben, wird diese Entwicklung jetzt differenzierter ausfallen, da gibt es diejenigen, die ein persönliches Gleichgewicht finden, die, die stetig weiter zunehmen und diejenigen, die eine Magersucht entwickeln.
Die Ernährung ist schon lange eine Möglichkeit nach außen hin Andersartigkeit als Statement zum Ausdruck zu bringen, aber auch um das eigene Aussehen zu beeinflussen. Essgewohnheiten und Diäten gehören für viele Leute zum Alltag. So gibt es Vegetarier, die wegen des Tierwohls auf Fleischkonsum verzichten, andere leben dann zur Steigerung vegan und so wird die Schraube immer weiter angezogen. Dazu gibt es viele weitere Lebensstile, die sich durch das, was gegessen oder eben nicht gegessen wird, definiert. Zu einer weiteren Tendenz gehört aktuell das Fasten, Intervall-Fasten und gezielte Fastenkuren, die den Körper reinigen und perfektionieren sollen, stehen dementsprechend hoch im Kurs. Das Fasten hat die Diäten ideologisch abgelöst.
Neben der Ernährung bildet Sport einen zweiten großen Bereich im Leben von Individuen. Wieder gibt es diejenigen, die sich dem Sport verweigern und diejenigen, die ein Gleichgewicht einhalten, die sich von einer dritten Gruppe unterscheiden, die es mit dem Sport übertreiben, sie betreiben Sport, um sich zu profilieren. Klar, der Wettkampf gehört zum Leben.
In Zeiten der Corona-Pandemie geht es beispielsweise auch darum gesund zu bleiben, wir haben alle immer wieder gehört, gelesen und erfahren, dass Ernährung und Sport wichtig sind, um gesund zu bleiben. Den inneren Schweinehund zu überwinden und gesunde Routinen zu entwickeln, das ist doch gut. Aber ist es zielführend gegen den eigenen Körper zu kämpfen? Ernährung und Sport können positiv auf Körper und Geist wirken, aber wenn übertrieben wird, dann kann es auch zu Magersucht führen und das ist ungesund. Wer an Covid19 oder Sars-Cov-2 erkrankt, hat bessere Chancen, wenn er gesund und fit ist, Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und diverse weitere Wohlstandserkrankungen gelten als Risikofaktoren, die es zu vermeiden gilt. Es ist aber auch bekannt, dass ein paar Reserven auf den Rippen helfen in Krisenzeiten. Ein durch Magersucht oder Unterernährung gestresster und geschwächter Körper wird der Krankheit genauso wenig standhalten.
Wie kann man sein Immunsystem stärken, sicher eine ausgewogene Ernährung in Verbindung mit Bewegung und Sport sind wichtig, aber es gibt weitere Faktoren, wie zum Beispiel innere Ausgeglichenheit, Selbstbewusstsein und Zufriedenheit, weil sie dem Gefühlen von Kontrollverlust und Angst wirksam entgegentreten. Die Corona-Pandemie ist eine Gefahr, wir müssen vorsichtig sein, aber bitte mit Augenmaß und ohne zu übertreiben. Bleibt gesund!