Interkulturell und Interkulturalität

Der Begriff „interkulturell“ wird generell als positiv empfunden, weshalb ist nicht ganz eindeutig, aber sicher ist, dass sich dahinter der Wille manifestiert, niemanden auszugrenzen und alle Menschen in eine große Gemeinschaft aufzunehmen. Gut, das ist ein netter Gedanke, doch was steckt dahinter?

Dahinter befindet sich ein Konzept, das die Menschen in zwei Gruppen teilt, einerseits diejenigen die dazugehören und andererseits die Gruppe der Menschen, die eben nicht dazugehören. Die Zugehörigkeit entscheidet darüber, ob ein Mensch als gut und gleich bzw. gleichwertig anerkannt wird oder als fremd und feindlich angesehen wird. Andersartigkeit und Fremde ist ein Problem, ein Aspekt vor dem man sich fürchtet und schützen muss. Zumindest ist es das, was im Hinterkopf vieler Menschen abläuft. Das ist aber nicht per se mit Ausländerfeindlichkeit oder Rassismus gleichzusetzen! Es beschreibt die Tendenz der Menschen ihre Umwelt immer mit Bekanntem und Vertrautem zu vergleichen und wenn Fremde Dinge nicht in ein System passen, führt das zu positiver oder negativer Irritation.

Interkulturalität ist ein Begriff, der zu erklären versucht, dass das Fremde Zeit zur Integration benötigt und schafft damit eine Art Übergangsstadium. Es handelt sich folglich um den „guten Wilden“, der versucht ein Teil der Kultur zu werden. Das heißt, man erwartet von diesen Menschen eine Anpassung an die ihm fremde Kultur seiner Umgebung und damit ein angepasstes Leben in dieser Kultur. Im Idealfall sollte die ursprüngliche Kultur aufgegeben und vergessen werden, was de facto nicht möglich ist. Damit ist die Aufnahme in eine Gruppe unmöglich bzw. nur unter Vorbehalt möglich. (vgl.: Inquisition, innere Reinigung von Diktaturen und anderen Gruppen)

Aber das ist noch nicht alles, denn das erklärt nur die Erwartungen an den Fremden oder Anderen und noch nicht das, was mit den Menschen der Gruppe passiert, die diesen Fremden aufnehmen sollen, wollen oder werden. Denn auch die Menschen der originalen Kultur sind der fremden Kultur ausgesetzt und werden von ihr beeinflusst und das ist weit schwieriger, weil sie die vermeintlich stärkere Kultur. Trotzdem wird sie sich verändern. Aber Veränderungen machen den Menschen Angst, sie wollen Wandel und Änderungen nicht. Je gefestigter und selbstbewusster eine Kultur ist, desto einfacher wird der Umgang mit einer fremden Kultur sein und desto mehr Möglichkeiten werden Fremde in der aufnehmenden Kultur haben.

Momentan sind wir in einer Situation, die deutlich zeigt, dass wir nicht Herr unserer Handlungen sind. Die Menschen in vielen europäischen Ländern und Staaten müssen einsehen, dass die gezeigte Offenheit dazu geführt hat, dass es Gruppen in den Gesellschaften gibt, die ihre andere Kultur bewahren und die Kultur, in der sie leben strikt ablehnen. Das ist eine harte Erkenntnis und hat zu der Forderung nach Integration geführt. Anpassung mochte man nicht sagen, aber das ist es, was gefordert wird. Und was das heißt, ist mehr als nur die Landessprache zu sprechen, es heißt, die Werte und Normen, also die Kultur des Gast- oder Aufnahmelandes zu akzeptieren und als eigene anzunehmen, indem sich der Fremde von den eigenen Werten und Normen distanziert, das trifft auch auf die Religionszugehörigkeit zu, sofern sie öffentlich sichtbar ist.

In Frankreich und Belgien wird aus eben diesem Grund ein Burkaverbot angestrebt. Aber natürlich ist das nicht ganz einfach, schließlich darf man kein Gesetz erlassen, das besagt, Burka tragen verboten. Was wird nun also getan? Es gibt ein erweitertes Vermummungsverbot, das klar regelt, dass Motorradfahrer natürlich einen Helm tragen müssen, Ärzte auch weiter einen Mundschutz anlegen dürfen und auch zu Karneval ist es erlaubt Gesichtsmasken zu tragen. Das muss alles rechtlich festgeschrieben werden, um nicht als islamfeindlich oder fremdenfeindlich zu gelten, der Verfassung zu widersprechen oder die Menschenrechte zu verletzen.

Traurig an der Sache ist, dass man nicht direkt fordern darf, dass bestimmte Gruppen, wie die Muslime, die in einer bestimmten Gemeinschaft leben, gewisse Regeln, Normen und Werte annehmen. Man darf niemanden direkt ansprechen, wenn es kein entsprechendes Gesetz gibt. Darin zeigt sich eine Selbstzensur (politische Korrektheit), die sich gegen uns selbst und unsere Kultur wendet. Wir sind nicht mehr frei in unserer Kultur zu sagen, diese oder jene Entwicklung lehnen wir ab. Freiheit, Toleranz, Gleichheit vor dem Gesetz, gegenseitige Rücksichtnahme und Minderheitenschutz sind wichtige Errungenschaften, die bewahrt werden müssen, aber sie dürfen nicht die Mehrheit in eine Minderheitenposition drängen.

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