Nichts wird bleiben, wie es ist

Ja, das ist eine ziemlich niederschmetternde Nachricht, aber es ist wahr: Nichts wird bleiben, wie es ist. Veränderung ist ein fester Bestandteil unseres Seins, aber nach wie vor haben wir nicht gelernt damit umzugehen. Der Jugendwahn ist ein Aspekt, der derzeit weniger drückt, momentan ist Mindfulness gerade angesagt. Zudem versuchen sich viele meiner Mitmenschen selbst zu optimieren.

Der Gedanke sich selbst zu einem besseren Menschen zu machen, sich selbst zu verändern, der ist mir nicht fremd. Doch bevor mit Verbesserungen angefangen werden kann, muss ich eine Bilanz ziehen. Um zu erkennen, was ich an mir selbst verbessern kann, mache ich als erstes eine Liste mit meinen Fähigkeiten, Talenten und Stärken, aber da das zu einseitig wäre liste ich auch meine Schwächen, Grenzen und Dinge, die ich an mir nicht mag auf. Dabei wird dann natürlich klar, dass ich auch berücksichtigen muss, was ich an mir selbst mag.

Aber all das mache ich am liebsten alleine mit mir selbst aus, ich halte nicht viel von der Selfie-Kultur, die alle Aspekte des persönlichen Lebens, des Privaten öffentlich machen. Deshalb werde ich nicht laut herausschreien, was ich an mir ändern möchte. Das ist meine Sache und als solche behandle ich sie.

Noch einmal kurz zusammengefasst: Nichts ist, wie es scheint. Nichts bleibt, wie es ist. Nichts kommt, wie man denkt. Gewöhne dich daran und lebe einfach dein Leben weiter.

 

Neujahrsgrüße und gute Vorsätze

Ein gutes neues Jahr wünscht Facettenauge seinen Lesern!

Auch mein Start ins neue Jahr wird von guten Vorsätzen begleitet. Viel habe ich vor und daran möchte ich meine Leser teilhaben lassen. Klar, zuallererst bin ich Autorin, aber meine Leidenschaft für die Fotografie steht dem in Nichts nach.

Nachdem ich seit dem letzten Jahr drei Kartensets bei DaWanda.com im Shop Facettenauge anbiete und bei chou-publishing.de zwei Bücher mit Fotos von mir erschienen sind, soll diese Tätigkeit dieses Jahr in neuen Projekten weiter geführt werden.

Chou-Publishing ist ein besonderer Verlag, der neue Wege geht. Das Besondere der Bücher ist, dass sie ausschließlich in elektronischer Form erscheinen. Die Idee ist, der veränderten Lebensrealität entsprechend den Menschen entgegenzukommen und Kurztexte in elektronischer bzw. digitaler Form anzubieten. Das Verlagskonzept besteht darin einerseits Unterhaltungsliteratur und andererseits künstlerische Buchprojekte zu verwirklichen. Mein Anteil daran sind bisher der Beitrag von Fotos für Dreamtime von Dafydd Gibbon, und die Zusammenarbeit an dem Foto-Essay: Die Ortlosigkeit der maurischen Gärten.

Dieses Jahr werden weitere Kartensets zu ausgewählten Themen folgen. Fotopostkarten oder auch Grußkarten sind in Zeiten des Internets eine schöne Aufmerksamkeit. Die Freude an einem persönlichen Gruß wird dank postalischer Zustellung gesteigert, denn per eMail oder WhatsApp kommen viele Botschaften zwar schnell, aber sie sind auch genauso schnell vergangen.

Außerdem plane ich ein Fotobuch, der derzeitige Arbeits-Titel ist Die Farben von Conil. Es wird eine Hommage an einen meiner Lieblingsorte in Andalusien. Die Fotografien überraschen vermutlich durch ihren farbigen Schwerpunkt. Was mich an den Fotos so begeistert ist, dass die Farben und Fotos nicht bearbeitet sind, sondern dem natürlichen Original entsprechen.

Ich freue mich schon sehr darauf Euch diese Fotos zeigen zu können. In diesem Sinne wünsche ich ein erfolgreiches Jahr 2016.

Nebel in Neckarmühlbach by Dorothea Schönfeld

Nebel in Neckarmühlbach by Dorothea Schönfeld

Buchprojekt – So sind wir

So sind wir Menschen.

Menschlich ist es zu sammeln und zu jagen. Natürlich sind wir alle ziemlich unterschiedlich, unsere Fähigkeiten scheinen individuell und doch gibt es gewisse Gemeinsamkeiten, die es uns ermöglichen gemeinsam die Welt zu gestalten. Viele Tätigkeiten sind aus Notwendigkeiten entstanden, doch dann dank Arbeitsteilung angenehmer verteilt worden.

Auch wenn wir noch immer unseren Lebensunterhalt verdienen müssen, so hat sich doch einiges grundlegend geändert. Wir haben einen Bereich im Leben, den wir mit Pflicht umschreiben können und einen weiteren, der allgemein unter Freizeit zusammengefasst werden kann. Manche unter uns sind so gut dran, dass sie beides miteinander verbinden können.

Aber klar bleibt festzuhalten, heute tun wir vieles nicht mehr schlicht zum Überleben, sondern um uns selbst zu verwirklichen. Dabei müssen wir immer wieder feststellen, dass wir hier und da und auch dort auf Irrwege geraten sind. Das ist nicht schlimm, wir müssen es nur ehrlich eingestehen und handeln.

Bildung ist fraglos ein hehres Ziel, das nie vollständig erreicht werden kann, das zumindest scheint mir die Lehre des Faust zu sein. Trotzdem jage ich dem Ziel unaufhaltsam immer weiter nach. Wissen ist heute einerseits leichter zugänglich und andererseits ist es doch auch wieder so umfassend, dass ich oft den Eindruck habe, den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen zu können. Bewegung und Austausch mit Menschen gehören für mich auch dazu, manchmal lasse ich mich begeistert mitreißen, um dann festzustellen, nein, das möchte ich dann doch nicht so, sondern anders. Und dann ändere ich es und bin dankbar, dass es mir möglich ist.

BrAlltag und Morde © Autorin Dorothea S. Felix

Brücke u Inquisition © Dorothea S. Felix 2015

Ich bin Europäerin.

Ganz richtig, ich bin ich bin eine Europäerin. Wie ich darauf komme? Nun, das ist recht einfach zu erklären. Geboren wurde ich in Berlin, der Hauptstadt der damaligen DDR, dann habe ich in verschiedenen Orten und Regionen des westlichen Teils Deutschlands gelebt. Momentan lebe ich in Spanien.

Europäische Länder

Bereist habe ich hauptsächlich verschiedene europäische Länder, so war ich in der Tschechischen Republik, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Griechenland, Italien, Frankreich, Luxemburg, Großbritannien, Gibraltar, Irland, Norwegen, Belgien, Holland, Portugal und Spanien. Auch in der Schweiz bin ich schon gewesen, auch wenn diese nicht zur europäischen Union gehört. In manchen Ländern bin ich auch gewesen, als diese zwar als Europa galten, aber nicht Teil der europäischen Union gewesen sind.

Die Kulturen sind mir aus verschiedenen Perspektiven vertraut, da ich die meisten Länder nicht nur bereist habe, sondern mich auch mit dem Land, den Literaturen und den Leuten auseinandergesetzt habe. Hier noch ein paar Fakten, die dies glaubwürdiger machen.

Europäische Sprachen

Genauso wie ich verschiedene Länder bereist habe, spreche ich verschiedene europäische Sprachen. Meine Muttersprache ist Deutsch. Englisch ist mehr oder weniger zu meiner 2. Muttersprache geworden, Spanisch spreche ich auf der Straße, Französisch lese ich viel, aber ehrlich gesagt, ich spreche es selten und sicher auch am schlechtesten.

Aber ich bin ein Leser, ich lese in allen Sprachen, deutsch, englisch, französisch und spanisch, wenn es grad nicht anders ist dann kann ich mich auch mit Portugiesisch und Italienisch durchschlagen. Holländisch funktioniert, sofern es langsam gesprochen wird, lesen ist einfach. Selbst die skandinavischen Sprachen und sind zu einem guten Teil verständlich.

Ich bin Europäerin

Damit habe ich viele Eigenschaften, die von Europäern für Europa gewünscht werden. Sollte ich mich in Europa umtaufen lassen? Nein, das sicher nicht, aber ich bin schon weiter als viele andere… kommt mit mir mit, lasst Euch auf eine aufregende Reise ein, denn ich bin von Berufung Autorin.

Landleben Spanien © D.Schönfeld 2015

Landleben Spanien © D.Schönfeld 2015

Spanisch oder zugereist

Werde ich eigentlich immer spanischer? Eine kurze Betrachtung soll helfen, diese Frage zu beantworten.

Also, ein Blick in meine Küche, da steht ein Espresso Maker auf dem Gasherd, gleich daneben befindet sich eine Toastpfanne. Das sieht schon verdächtig aus. Dann ist da noch eine elektrische Orangenpresse. Es scheint sich wirklich um einen typischen spanischen Haushalt zu handeln. Moment, gibt es Olivenöl? Ja, auch vorhanden.

Doch was ist mit der oder den Personen im Haushalt? Wo sind sie? Befinden sie sich auf der Straße? Ja? Sie trägt einen Hut, zum Schutz vor der Sonne und eine Kamera hängt vorm Bauch oder befindet sich zumindest in der Tasche? Das lässt zweifeln. Aber sicher kann man trotzdem nicht sein!

die Windmühlen vom Quijote © D.S. Felix 2015

die Windmühlen vom Quijote © D.S. Felix 2015

 

Jahresrückblick mit Aussicht

Wieder einmal geht ein Jahr zu Ende, natürlich bietet das jedem wieder die Möglichkeit, sich und sein Leben und sein Tun zu hinterfragen. Das mache ich jetzt auch, aber unter einer anderen Prämisse, als die vergangenen Jahre.

Die Prämisse: Es ist die eigne Entscheidung zu sein, wer man ist und wie man ist. Wenn einem das nicht gefällt, dann muss man sich ändern. Das ist möglich, man muss es nur wollen. 

Das Hauptproblem ist es für mich ein klares Bild von meinem Ideal zu haben. Viele Aussagen, die ich so treffe, sind schlicht zu einseitig oder viel zu ungenau. Was muss ich bei den Formulierungen beachten? Wie formuliere ich konstruktiv, um am Ende damit mich und meine Person in meinem Tun mit all meinen Fehlern und Vorzügen darzustellen? Damit ich mich wirklich in gewünschter Art und Weise verändern kann!

Es ist nicht ausreichend festzustellen, dass ich ein Schriftsteller sein will, dessen Bücher so berühmt wie Harry Potter sind. Natürlich ist es richtig, dass ich ein anerkannter und viel gelesener Schriftsteller sein möchte. Sicher stimmt es auch, dass ich Erfolg und Anerkennung meines Schreibens anstrebe.

Jetzt muss ich für mich und erfolgreiche Vorbilder genauer darlegen, was das genau bedeutet. Und ich muss analysieren, was wer wie macht. Dazu muss ich auch erwägen, was Erfolg verspricht und was nicht. Dann muss ich herausfinden, warum und wozu andere mein geschriebenes Wort lesen wollen sollten.

Was kann und will ich tun, damit andere von mir und meinen schönen Geschichten, Büchern und… erfahren? Natürlich wird nie jemand etwas erfahren, wenn ich nichts veröffentliche, nicht für Aufmerksamkeit sorge, kein Marketing habe, keine Werbung mache oder sonst etwas unternehme, dass die Leute, die Texte vor die Augen bekommen und lesen.

Doch, was muss ich dazu über die Buch- und Verlagswelt lernen? Was muss ich dazu über meine Leser wissen? Wie muss ich mich und meine Arbeitsweise verändern, um erfolgreicher damit zu werden.

Das heißt, meine erste Frage muss darauf abzielen herauszufinden, wer ich bin, was ich kann und wo meine Fehler und Schwächen liegen, oder auch, was ich an mir ändern muss. Natürlich schließt das ein, zu erörtern, ob es etwas gibt und wenn ja, was es ist, was ich schon sehr gut mache. Denn ohne die eigenen Fähigkeiten zu kennen, kann ich schlecht beginnen diese zu verbessern.

Also, los geht‘s!

Dieses Jahr werde ich mir nicht vornehmen, regelmäßig Sport zu machen, gesünder zu leben oder eine der vielen anderen Plattitüden. Nein, mein Hauptziel ist, ICH selbst zu sein. Ich verändere mich zum Besseren und werde an meiner Kritikfähigkeit arbeiten.

Kunst und Künstler heute

Was verstehen Menschen heute unter Kunst und Künstlern? Wie sehen Sie Kunst und Künstler? Sehen Sie diese als Ganzes? Sehen Sie diese beiden Dinge als voneinander unabhängige, ja was? Als was sehen sie sie? Als was nehmen Sie Kunst wahr? Als was nehmen Sie Künstler wahr?

Was macht einen guten Künstler aus? Und wenn es gute Künstler gibt, gibt es auch schlechte? Wie unterscheidet man Künstler? Wie kann man das, was sie tun, messen? Gibt es Richtlinien für Künstler?

Kann ich mich selbst als Künstler sehen? Was sind Aufgaben von Künstlern? Gibt es ein großes Ziel, das Kunst und Künstler verfolgen? Wenn man dies für die Vergangenheit nachträglich beantworten kann, ist es möglich diese Antworten auf die Gegenwart anzuwenden?Falls nicht, kann man dann wenigstens Rückschlüsse auf die Gegenwart ziehen?

Antworten kann ich noch nicht einmal für mich selbst wirklich finden. Natürlich weiß ich, dass ich einen sogegannten Kreativ-Beruf habe, wobei ich nicht angestellt bin, sondern selbstständig tätig bin. Zum Hungerkünstler kann man es schnell bringen, leider ist es wesentlich schwieriger und unwahrscheinlicher von kreativen Tätigkeiten gut zu leben. Auch die Sicherheit vieler anderer Berufe kenne ich nicht. Natürlich bringt mir das auch viele Freiheiten und Einsichten, die anderen Menschen vorenthalten bleiben, bzw. von denen sie nur über den Umweg Kunstrezeption erfahren.

Statt Antworten kann ich nur unzählige Fragen bieten…

Die Zukunft des Buches

Die Zukunft des Buches ist bedroht. Wer es bedroht? Nun, viele behaupten es sei das aufkommende eBook. Ob man das so stehen lassen kann? Wer weiß. Hier ein paar Gedanken. Die These lautet:

 

Das Buch muss weiter gedacht werden. 

 

Eine Neuerung oder Weiterentwicklung des Buches ist seine Digitalisierung. Das Foto hat sie erlebt, die Musik und der Film auch. Es hat natürlich positive wie auch negative Erscheinungen um diesen Prozess herum gegeben. Das ist nur allzu natürlich. Als eines der Probleme wird die Raubkopie bezeichnet. Aber sowohl Film, Fotos und Musik existieren nach wie vor. Ein anderes Szenario ist, dass das Ende bzw. der Tod des Buches heraufbeschworen wird. Auch dieses Phänomen ist bekannt, die Fotografie so dachte man würde die Malerei überflüssig machen und der Film das Theater, aber keines von beiden verschwand. Sie existieren alle zusammen, aber sie haben sich verändert. Auch gibt es unglaublich viele Menschen, die nach wie vor von ihnen leben. 

Jetzt wird das Buch auch digital. Aber die Verlage versuchen es zu verhindern. Logisch wäre es die Fehler der anderen Branchen zu verhindern und nicht die Digitalisierung des Buches. Denn mal ehrlich, verhindern kann man sie nicht mehr. Sie existiert bereits. 

Das neue digitale Buch heißt eBook. Ist das eBook ein Problem? Nein, es wird verhindert. Warum ist das der Fall? Aus purer Angst wird das eBook verhindert. Das Problem der eBooks ist, dass es den Verlagen nicht darum geht etwas Neues zu schaffen, sondern nichts zu verändern und ihre Einkommensquelle zu sicher zu bewahren. Denn eBooks sehen sie als eine Gefahr, da sie als neues Medium Veränderungen und Umdenken fordern. 

Veränderungen bergen jedoch immer auch Risiken. Die Karten werden neu gemischt. Festgefahrene Strukturen können aufgeweicht und verändert werden. Unter Umständen kann das zum Verschwinden von wenig flexiblen Großunternehmen führen. Das ist ein Grund für die Verhinderung des eBooks. Denn wenn man schon dieses neue Buch zulässt, dann nur um selber noch höhere und größere Gewinne zu erzielen. 

Nein, es geht weder ums Buch, den Autor, den Leser oder einen Mehrwert für die Gesellschaft, es geht nach wie vor nur um die Gewinne der Verlage. Der Schutz der Autoren wird vorgeschoben, Autoren verdienen selten mit oder an Büchern ihren Lebensunterhalt. Natürlich gibt es Ausnahmen. 

Warum können Verlage und Verleger keine Vision für die Zukunft entwickeln, welche die Fehler der Musik- und Filmbranche vermeidet? Warum begehen sie die gleiche Dummheit und zerstören so für alle das Geschäft? Es ist normal, dass sie niemanden am Gewinn teilhaben lassen wollen, das ist menschlich, aber dass sie nicht die Realität sehen und reagieren können, um zumindest selbst zu überleben und den Selbstmord zu vermeiden, das ist völlig unverständlich.

Expats komische Vögel

Es ist August, ich bin im spanischen Sevilla, die Stadt ist seltsam ruhig, es gibt keine großen Ereignisse. Noch ist Sommer, aber am Nachthimmel sieht man schon die ersten Vögel gen Süden fliegen. Sie kehren dem kalten Europa den Rücken zu und begeben sich in ihre warmen Winterquartiere in Afrika. Bald werden auch die Expats alle wieder eintreffen, um den Winter im warmen Süden Europas zu verbringen.

Warum gehen sie nicht auch nach Afrika? Ist es, weil sie in Spanien schon eine nordafrikanische Kultur vorfinden ohne Europa wirklich zu verlassen? Andalusien ist schon ziemlich nah an Afrika und die Maurenherrschaft ist noch mehr als deutlich und gegenwärtig.

Jeder, der nach Sevilla oder Andalusien kommt sieht die herrlichen Paläste und Bauwerke, die von arabischen Baumeistern errichtet wurden, sei es vor der Wiedereroberung oder in den ersten Jahrzehnten danach als man das heutige Südamerika entdeckte und eroberte. Aber nicht nur die Bauwerke und somit die Mehrheit der touristischen Attraktionen sind von der arabischen Epoche gekennzeichnet, auch die Zeit danach stand weiter unter dem arabischen und islamischen Stern.

Denn die Inquisition wütete in Spanien so stark, weil es viele Konvertiere gab, die vermutlich bei einer politischen Wende auch ihren Glauben erneut gewendet hätten. So hängen bis heute in den Bars und Wirtschaften die berühmten Schinken von der Decke, die klar den Genuss von Schweinefleisch bezeugen. Dieser Schinken wird fast angebetet und keiner würde seine Qualität je in Frage stellen. Nichts desto trotz wird der Kaffee auf arabische Art aus dem Glas getrunken. Auch die Fenster sind genau wie in Marokko vergittert, nicht damit niemand einbricht, wie man meinen könnte, sondern damit die Frauen nicht ausbrechen.

Treue, Ehre und Religion werden auf absurde Art und Weise zelebriert, man betrachte nur so zum Vergleich eine Beerdigung oder eine Reaktion auf einen Schicksalsschlag in Afghanistan, Iran oder Nordafrika und dann eine ähnliche Situation in Andalusien. Gibt es einen Unterschied? Nein, maximal die Kleidung unterscheidet sich, aber das ist eine zufällige Äußerlichkeit.

Aber zurück zu den Vögeln und den komischen Vögeln, den Expats. Während die Vögel Sevilla auf ihrem Zug nach Süden ins Winterquartier überqueren, sieht man sie in wundervollen Formationen fliegen, einige geben dazu noch seltsame Geräusche von sich – wackg, wackg, andere sind stumm und werden nur selten bemerkt. Bei den Expats gibt es auch diejenigen, die in Gruppen auftreten und dann die anderen, die ehr still und doch Teil einer sehr gemischten Gruppe sind.

Expats sind komische Vögel, sie verlassen ihre meist zivilisiertere Heimat, um sich neu zu erfinden. Meist ändern sie sich nicht, sie werden nur mehr das, was sie nicht an oder in sich sehen konnten in der alten Heimat. Manche sind Abenteurer suchen die Herausforderung, das Neue, Unbekannte, sie wollen eine Eroberung machen, die Welt verändern, verbessern oder retten, sich selbst verwirklichen… Doch was tun sie wirklich?

Sie leben ihr Leben an einem anderen Ort. Fliehen kann man nicht vor Konventionen und Systemen, vielleicht ist es möglich sie auszutauschen, aber fliehen? Das Neue wird bekannt… Manche Dinge werden aus einer veränderten Perspektive deutlicher, aber sie ändern sich nicht!

Verkleidungen und Identität

Das Leben ist ein Maskenball. Ganz gleich was wir tun, wir werden aufgrund unseres äußeren Erscheinungsbilds und Auftretens angesehen. In diesem Blick des Anderen ist ein Urteil immanent, das den Betrachteten durch den Betrachter in eine bestimmte Ecke steckt. Dort werden von ihm bestimmte Kunststücke und Reaktionen erwartet, die dieses Urteil verifizieren und vor allem konfirmieren sollen.

Anpassung an dieses Bild ist gefragt. Wandel ist in diesem Kontext nicht erwünscht, abweichen von der Norm wird als Bruch in der Logik betrachtet und als Fehlleistung des Betrachteten und nicht des Betrachters gewertet. Nur ein kleines Beispiel, eine liebe Freundin, hat mir berichtet, dass Freunde, die sie seit ihrer Jugend hat, sich über sie und ihre Veränderung wundern und von ihr Abstand nehmen, Fakt ist, dass sie in einem neuen Umfeld Eigenschaften aus sich heraus geholt hat, die sie früher nie benötigt hat. Ihre Freunde empfinden diesen „Wandel“ als befremdlich und reagieren mit Ablehnung.

Das zeigt klar, dass es eine untergeordnete Rolle spielt, ob das gefällte Urteil bezüglich einer Person richtig oder falsch ist, aus dieser Ecke wieder herauszukommen ist nicht leicht und oft mit erheblichen zwischenmenschlichen Schwierigkeiten verbunden. Besonders schwer ist dies, wenn damit Ausgrenzung einher geht.

Eine Möglichkeit kurzfristig auszubrechen sind beispielsweise Feste. Verkleidungsfeste sind sehr beliebt bei Menschen jeden Alters. Feste der besonderen Art sind Karneval, Fasching und auch die sognannten Mottoparties. Warum? In der Verkleidung kann man sich so richtig gehen lassen. Allerdings sollte man die Hierarchie nie ganz vergessen bzw. die Maske des Clowns oder Hofnarren aufsetzen.

Verschiedene Verkleidungen lassen den Menschen kurzfristig in verschiedene Rollen schlüpfen, diese können einem Wunsch, einen Traum, einer Fantasie oder einer anderen Realität entspringen. So gibt es historische oder futuristische Kostüme oder welche, die Filmen oder Figuren nachempfunden sind genauso wie die, die in Anlehnung an die Realität entworfen werden.

Viele Frauen zum Beispiel spielen mit den sexuellen Fantasien ihrer Umgebung, sie verkleiden sich als untergebene Dienerin, Hausmädchen, Hausangestellte, Serviererin und somit willige Sklavin oder aber provozieren als Vamp. Was auch immer sie tun, es kommt darauf an wie die Verkleidung getragen wird. Man macht sich freiwillig lächerlich und wagt das Außergewöhnliche, aber meist führt eine Verkleidung nur zur Festschreibung ein und der selben Rolle, die die Gesellschaft einem Menschen zugeordnet haben.

Am Tag danach ist alles wieder beim Alten. Die Ausnahmesituation Fest wird als solche wahrgenommen und alles was möglich wurde, wird genauso unmöglich nach dem Fest.